Konzert - Kammerchor singt Weihnachtsoratorium

Mustergültige Gestaltung

REUTLINGEN. Kammerchor Reutlingen, Kantorei Ehingen, das Mitteldeutsche Kammerorchester und Solisten aus Sachsen haben sich zu einer qualitätvollen Allianz zusammengefunden, um die Kantaten IV bis VI aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium aufzuführen. Die Qualität belegte nachdrücklich die erste Aufführung am Samstag in der gut besuchten Reutlinger Kreuzkirche, der weitere im Allgäu und in Ehingen an der Donau folgen sollten. Vor allem der etwa 70 Stimmen starke Chor überzeugte mit einer vorzüglichen Gestaltung.

Unter Leitung des Ehinger Kantors Christoph Mehner, der seit April 2013 auch den Kammerchor dirigiert, wurde den drei nachweihnachtlichen Kantaten als Solitär der große Eingangschor "Jauchzet, frohlocket!" von Kantate I vorangestellt. Klar konturierte Fugenteile, die sich aus einem homogenen, runden Gesamtklang entwickelten, ließen Bachs außerordentliche Tonkunst glänzen.

Ein insgesamt unaufgeregtes und doch voll innerer Kraft steckendes Singen entsprach der Größe des Werks und seiner Botschaft. Dazu gehörte freilich auch die Dramatik des "Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben" in der letzten Kantate, die dann mit dem innigen Choral "Ich steh an deiner Krippe hier" aufgefangen wird.

Kammerorchester

Mitreißend und dynamisch raffiniert wurde vom Chor der wohl schönste Titel des Weihnachtsoratoriums, "Ehre sei dir, Gott, gesungen" in der Neujahrskantate dargeboten. Schade, dass hier die Streicherfiguren nicht ganz exakt kamen. Das historisch orientierte Mitteldeutsche Kammerorchester war ansonsten die zuverlässige instrumentale Basis, auch wenn das Blech nicht den besten Tag erwischt hatte und die Pauke teils ungewohnt hart klang.

Unter den Solisten stach der viel beschäftigte Tenor Falk Hoffmann aus Dresden hervor, sowohl mit seinen schnellen Koloraturen als auch mit seiner perfekten sprachlichen Gestaltung der Evangelisten-Rezitative. Phonetisch noch etwas Nachholbedarf hat Gun-Wook Lee, dessen Bassstimme indes von erlesenem Wohlklang ist. Aus Leipzig kamen die beiden Solistinnen: Anne Glocker, Sopran, mit etwas enger, jedoch von großer Strahlkraft getragener Stimme sowie die Altistin Susanne Krumbiegel, die eine souveräne Darbietung ablieferte. Das Publikum in der Kreuzkirche feierte alle Ausführenden mit verdientem Riesenapplaus. (GEA)

Mit freundlicher Genehmingung des Reutlinger Generalanzeigers