Konzert - Kammerchor besingt den Wonnemonat

Wenn alles blüht

REUTLINGEN. Im Mai liegt Musik. Kein anderer Monat wurde so oft besungen und bedichtet wie dieser - ein Wonnemonat eben ringsum. Ihm widmete der Kammerchor Reutlingen in der Stadtbibliothek einen bunten Abend. Mit einer wohlklingenden Mai-Bowle. Garantiert alkoholfrei, aber dank bester Zutaten sehr schmackhaft. Gehaltvoll und unterhaltsam.

Die Lieder der Geschwister Mendelssohn, also von Fanny und Felix, singt der Kammerchor unter Christa Feige hell und klar und frisch. Dynamisch fein gestaltet. Aus dem Bogen der Melodie heraus. Fließend und klangschön bewegt. Lebhaft akzentuiert und mit Poesie in den Kehlen wie bei den »Gartenliedern« Fanny Hensels und mit Schwung und einem weich aufblühenden Volumen beim Bruder Felix und seinen Liedern »Im Freien zu singen«.

Der allbekannte »Abschied vom Walde« erklang zügig. Ohne jede Gesangsvereins-Pose. Leicht im Ton. Beschwingt. Wobei die A-cappella-Sicherheit des Chores eine feste Größe gewesen ist. Dass sich die Stimmen nicht immer ganz rund mischen wollten, lag wohl vor allem an den akustischen Bedingungen im Bereich der Jugendbibliothek.

Melancholisch mit Brahms

Bei den Volksliedern von Brahms gefiel die dunkle Wärme des Klangs. Das Schattige, sanft Melancholische etwa in »Nachtigall, sag«. Auch die aufgelockerte Gestaltung mit einigen Solisten gab diesem Brahms-Block Farbe und Intensität.

In Schumanns »Zigeunerleben« wurde der Kammerchor Reutlingen vollends zum packenden Gestalter. Sang zart und geheimnisvoll und mit großem, stolzem Klang - eine Wiedergabe, in der Nähe und Ferne, Leben und Traum wundersam verwoben waren.

Christiane Falk begleitete mit Gefühl und markantem Anschlag am Klavier. Aus dem kleinen Instrument holte sie bei ihren Solobeiträgen, vor allem bei Ravel, eine beachtliche Farbenfülle heraus.

Rupert Hausner brachte Charme und Witz und Nachdenklichkeit in seine Lesungen. Seine wandelbare Stimme wurde zur Bühne für Kästner, Goethe, Mörike, die hier zu einem Mai-Fest der Empfindungen und der lockeren Pointen versammelt waren. Die Heuschnupfen-Allergie von Susanne Mayer servierte Rupert Hausner so humorvoll, dass für sein Publikum höchste Infektionsgefahr bestand. (hdw)


Mit freundlicher Genehmingung des Reutlinger Generalanzeigers