Konzert - Kammerchor singt Werke der Mozarts

Laudatio auf Leopold

(hdw)

REUTLINGEN. Schön, dass im allmählich sich beruhigenden Mozartjahr auch Vater Leopold einmal gewürdigt wurde. Und zwar als Komponist, welcher Mozart senior, der bedeutende Pädagoge, sehr wohl gewesen ist. Der Kammerchor Reutlingen hat in der Kreuzkirche eines der bedeutendsten kirchenmusikalischen Werke Leopold Mozarts aufgeführt, seine "Lauretanische Litanei" zu Ehren der Gottesmutter Maria. Der Mann hat sein Handwerk verstanden. Er besitzt Geschmack und Sinn für das niveauvoll Gefällige und bewegt sich durchaus auf der Höhe seiner Zeit. Dass sein Sohn in ganz andere Dimensionen vordringt. hat er als Erster klar erkannt.
Bei der "Lauretanischen Litanei" fällt auf, wie klug Leopold Mozart mit dem groß besetzten Orchester umgeht. Prächtig klingt es oft, aber nie Überladen. Reich eben. Und immer ausbalanciert. Leicht und aussagefähig und auf das Vokale hingestimmt. Qualitäten, die das Collegium musicum Stuttgart sich vorbildlich zu eigen gemacht hat. Sein Musizieren atmete eine ruhige, feine Klangschönheit. War beweglich. Schwerelos. Offen und auf eine Weise stilistisch tragend, die sich vielleicht am verbindlichsten in den harmonischen Beiträgen von Oboen und Hörnern verwirklicht hat. Auch sonst: Ein Orchester so subtil wie präzis, das aus dem alten Instrumentarium nicht nur eine Stilistisch korrekte Spielweise ableitet, sondern eine geistreich kreative dazu.
Der Kammerchor Reutlingen von der Größe her fast schon ein Konzertchor hat unter Christa Feiges Leitung großartig gesungen. Festlich und mit Wärme. Geschmeidig und klangvoll rund. Anmutig und ernst. Dynamisch mobil und immer präsent in allen Registern, sodass Leopolds Musik in ihrem Vollen Wert und ihrer frommen freundlichen Ansprache angenommen und gestaltet wurde.
Mit dabei, stimmlich vorzüglich und niemals aufdringend: Das Solistenquartett mit Gudrun Ingimars, Sopran. Patricia Wagner, Alt, Michael Berner, Tenor, und Bernhard Schmidt-Brücken, Bass. Wobei die beiden Damen in ihren Soli auf noble Weise zu glänzen wussten. Wohlklang und Klarheit

Wohlklang und Klarheit

Sohn Wolfgang Amadeus durfte die Litanei des Vaters umrahmen. Mit der Missa brevis in C-Dur KV 220, der "Spatzenmesse", deren Kürze zu einer kompakt frischen Wiedergabe aufforderte, und mit den "Vesperae solennes de confessore" KV 338, deren kompositorischer Reichtum zu einem inspirierten Singen und Musizieren führte. Die lebendige Gestaltfülle, die Chor und Orchester mit Christa Feige hier ausgebreitet haben, hat dieses Werk in Wohlklang und Klarheit erstehen lassen. Nahtlose Registerwechsel beim Chor, seine markante Linienführung im "Confitehor Domini" und in der spannungsstark gesungenen Fuge des "Laudate pueri", dazu der heitereSchwung des "Magnificat", den Orchester und Solisten mehrten - das waren besondere Merkmale dieser wachen und freudig erhebenden Mozart-Wiedergabe.
Eine kleine Überraschung gab es auch, denn das "Laudate Dominum" sangen drei junge Frauen aus dein Chor: Innig, rein, himmlisch mild.


Mit freundlicher Genehmingung des Reutlinger Generalanzeigers