Konzert - Kammerchor singt Mozart und Martin

Symbiose mit Ausdruckskraft

(hus)

REUTLINGEN. Die schönsten Blumen sind immer für die Chorleiterin. Diese kurze Verwechslung am Ende des Konzertes war die einzige, aber erfrischende »Unsicherheit« während des Auftritts des Kammerchors Reutlingen am vergangenen Samstag. Der Chor bot unter der Leitung seiner Dirigentin Christa Feige den zahlreichen Zuhörern in der Reutlinger Kreuzkirche ein abwechslungsreiches Programm geistlicher Chormusik.

Nach einem schönen Einstieg mit Mozarts »Venite populi, venite« - einem Offertorium für zwei Chöre und Generalbass - folgte als Hauptwerk des Abends die Messe für zwei Chöre a cappella von Frank Martin (1890-1974).
Gesungen in lateinischer Sprache, zeigte gerade dieses anspruchsvolle Werk aus dem 20. Jahrhundert mit seinen interessanten harmonischen Wendungen, dass sich eine kontinuierliche Probenarbeit kombiniert mit Einzelunterricht bei professionellen Konzertsängern und Gesangspädagogen immer positiv auf das Gesamtresultat auswirkt.

Ansprechende Interpretation

In der Messe des Schweizer Komponisten gehen Elemente des Gregorianischen Chorals, der Spätromantik wie auch der Zwölftontechnik eine Symbiose ein. Daraus formt sich ein persönlicher Stil Martins, der den geistlichen Inhalten der Musik eine ungewöhnlich direkt ansprechende Expressivität verleiht. Die Interpretation des Kammerchores wurde der Intention des Komponisten durchaus gerecht, der Chor machte so den Zuhörern ein akustisches Geschenk.

Zum emotionalen Höhepunkt entwickelte sich das oft zu hörende Abendlied von Joseph Rheinberger (1839-1901), dessen romantische Tonsprache gerade durch den Kontrast zur vorangegangenen Messe von Frank Martin zu besonderer Geltung kam. Spätestens hier war die Kraft, die der geistlichen Chormusik innewohnt, in der gesamten Atmosphäre der Kirche zu spüren. Einmal mehr zeigte sich die besondere, über das gesprochene Wort hinausgehende Ausdruckskraft der Musik.


Mit freundlicher Genehmingung des Reutlinger Generalanzeigers